"Lara"
© Werner Dezember 1997 / Juli 1998

Diese Geschichte widme ich Silvia, deren einfühlsame, menschliche Wärme, ich so sehr schätze.

Es war einer dieser entsetzlichen Tage vor Weihnachten. Ich kam schon völlig erschossen nach Hause. Doris hatte mir schon vor Tagen mein Weihnachtsgeschenk gemacht: Tombraider II. Aber ich spielte nur mit halben Herzen. Müde und unkonzentriert. Mindestens ein dutzend Mal hatte ich den vorherigen Spielstand zurückladen müssen. Ich hatte nicht aufgepaßt und Lara Croft war einen der vielen möglichen, grausamen Tode gestorben. Ich steckte es für diesen Tag auf und ging schlafen. Während Doris noch etwas las, entschlummerte ich.

Etwas hartes, kaltes an meiner Stirn weckte mich. Ich schlug verärgert die Augen auf und blickte in den Lauf einer Pistole. Mondlicht drang durch das Fenster und so konnte ich erkennen, wer mich da auf so unsanfte Art geweckt hatte. Ich traute meinen Augen nicht. Vor mir stand Lara Croft. Die Pistole im Anschlag und einen Finger auf den Lippen. Mit einem bedeutsamen Blick auf Doris gab Lara mir zu verstehen, daß es mir nicht gut bekommen würde, jetzt Lärm zu schlagen und Doris zu wecken. Mit dem Lauf ihrer Pistole wies Lara mir den Weg durch die Schlafzimmertür. Ich ergriff meine Jeans und die Schuhe und leistete der Aufforderung Folge. Ich trat durch die Tür und...

Der Gang ist felsig. Blauer Granit. Wenige Meter vor mir beginnt der Boden brüchig zu werden. Ich bin gar nicht neugierig, was unter diesen losen Platten auf uns wartet. Wahrscheinlich etliche Speere, die denjenigen durchbohren werden, der so leichtsinnig ist, auf diesem trügerischen Untergrund zu verweilen. Dahinter gibt eine geöffnete Tür den Blick auf einen Quergang frei. Lara ist hinter mich getreten. Sie faßt mich an der Schulter und will mich vorwärts schieben. „Weiter", sagt sie. Ich drehe mich um. Sie hat die Pistole zurück in den Gürtelhalfter gesteckt.

Die Situation ist reichlich albern. Nackt, wie Gott mich geschaffen hat, stehe ich vor ihr. Die Hose und die Schuhe noch immer in der Hand. Lara und ich sind alte Kumpel. Wir waren in Peru und Ägypten, haben zusammen auf der Insel Natla’s gegen eine Meute von schießwütigen Halunken gekämpft. Damals auf der Suche nach dem Scion. Jetzt ist sie auf der Suche nach dem Dolch des Xian. Zwei Monate lang haben wir zusammen Abenteuer bestanden. Ich mag sie, obwohl sie stets stolz und abweisend wirkt. Aber das kann durchaus an den Umständen liegen, unter denen wir uns bislang begegneten.

Sie ist ohne Zweifel eine schöne Frau. Hochintelligent und sportlich voll durchtrainiert. Eine starke Persönlichkeit, äußerst selbstbewußt. Eine Frau, die genau weiß, was sie will. Obwohl sie einen ganzen Kopf kleiner ist als ich, hätte sie keine Schwierigkeiten mich im Kampf zu besiegen. Ihre Wendigkeit und Ihre Gelenkigkeit sind mir wohlbekannt. Die beiden Pistolen, die sie im Halfter trägt und die Schrotflinte über ihrer rechten Schulter, weiß sie nur zu gut zu gebrauchen. Sie ist schlank, aber nicht so zierlich wie Doris. Hat langes, kastanienbraunes Haar, das sie in einem Zopf zusammengeflochten hat. Ihr blaues Satinshirt betont ihre großen Brüste und die engen Panties geben ihrer Erscheinung ein apartes Aussehen. Die Boots an ihren Füßen erlauben ihr, auch in schwierigem Gelände einen sicheren Tritt. Ich ertappe mich bei dem Gedanken sie anzufassen, ihre Brüste und ihre Scham zu streicheln. Das Satinshirt müßte naß sehr aufreizend aussehen. Meine Phantasie zaubert mir ein Bild hervor, wie mein Strahl das Shirt nasser und nasser werden läßt. Es sich noch enger um ihren wohlgeformten Körper legt.

„Was ist los mit Dir, Werner. Träumst Du?" Lara’s Worte reißen mich aus meinen Träumen. „Kannst Du mir mal verraten, was der Quatsch hier soll?" Noch immer stehe ich nackt vor Lara. Ihr Blick verheißt mir nichts Gutes. Sie ist stocksauer auf mich, das spüre ich deutlich. „Das fragst Du noch, Werner? Bist Du so blöd, oder tust Du nur so? Ich habe die Schnauze voll, gestrichen voll! Weißt Du, wie oft Du mich hast verrecken lassen? Durch Deine Schusseligkeit, Unaufmerksamkeit und manchmal nur so just for fun? Jetzt reicht es, mein Freund. Die bequemen Zeiten hinter Bildschirm und Tastatur sind vorbei. Endgültig! Jetzt marschierst Du gefälligst mit! Wollen mal sehen, wie Dir das gefällt, Dich selbst mit all diesen Gefahren herumzuschlagen!"

Ihre Augen blitzen. Sie will an mir vorbei. Ich nutze die Gelegenheit und stelle ihr ein Bein. Sie strauchelt und ich reiße ihre Schrotflinte mit aller Kraft an mich. Sie wird herumgewirbelt und kracht unsanft mit dem linken Schulterblatt auf den felsigen Boden. Ich bringe die Pumpaction in Anschlag. „Daraus wird leider nichts, mein Schatz! Du wirst mich auf der Stelle hier wieder rausbringen, oder..." Ich repetiere durch. Lara schaut mich mit schmerzverzerrtem Blick an. Dann lacht sie. Laut, schallend und böse. „Zieh Dir Deine Hose an, Werner. Ein nackter Kerl mit einer Flinte im Anschlag. So etwas Blödes habe ich mein Lebtag noch nicht gesehen!"

Ich bin wütend. Mut hat sie, läßt sich durch die Knarre nicht im mindesten beeindrucken. Na warte. Ich hebe die Waffe etwas, so daß der Lauf direkt auf Ihren Kopf zielt. „Der Ladung Schrot, die ich dir gleich ins Hirn blase, ist es reichlich egal, ob ich was anhabe oder nicht! Also bringe mich hier auf der Stelle raus!" „Werner, der einzige Weg, der hier raus führt, geht einmal durch das ganze Spiel. Du wirst ihn schon mitgehen müssen. Das Einzige, das Du Dir noch aussuchen kannst, ist ob Du ihn alleine oder mit mir zusammen gehen willst."

Ich kenne Lara. Wenn sie mir so etwas sagt, dann stimmt es. Das ist kein Trick. Das ist die bittere Wahrheit. Blinde Wut steigt in mir hoch, je mehr mir meine Lage bewußt wird. Eins ist mir klar; ich habe nicht den Hauch einer Chance, hier lebend wieder rauszukommen. Zu groß sind die Gefahren die auf uns warten. In diesem Moment hasse ich Lara. Mein Finger krümmt sich um den Abzug. Lara schaut mir mit trotzigem Blick in die Augen. Verdammt! Kennt diese Frau das Wort Angst überhaupt nicht? Ich will den Abzug durchziehen. Aber, Scheiße!, Verdammte Scheiße! Ich kann es nicht.

Ich lasse die Waffe sinken und reiche ihr die Hand um ihr hochzuhelfen. Für eine Sekunde wird ihr Blick warm und herzlich, dann ist da wieder diese beherrschte Kälte, die ich von ihr kenne. „OK., Kumpel, dann laß uns mal Inventur machen" sage ich. „Tscha, Werner, viel haben wir nicht! Ein großes Medipack, 10 Schuß Magnummunition, aber keine passende Pistole dazu. Meine Automatiks haben ein anderes Kaliber. Aber dafür ein paar hundert Schuß Automatikmunition. Das wird reichen. 15 Magnesiumfackeln und das war’s." „Du hast die Schrotmunition vergessen!" „Leider nicht! Kein einziger Schuß!" „Soll das heißen, diese Streubüchse ist ungeladen?" Lara schweigt.

Ich repetiere noch einmal durch und blicke in die leere Kammer. Ich muß schlucken. Mir dämmert allmählich, wie es mir ergangen wäre, wenn ich abgezogen hätte. Lara’s Pistolen sind geladen. Diese Frau ist brandgefährlich! Ich gebe Lara die Schrotflinte zurück und ziehe mir Hose und Schuhe an. „Paß auf, Lara. Ich renne jetzt vor und Du folgst mir auf dem Fuße. Der Boden vor uns..." „Geschenkt, ist brüchig. Ich weiß. Und wohin in dem Quergang? Rechts, oder Links?" „Rechts, Lara! Von links werden zwei Steine auf uns zugerollt kommen. Lauf immer hinter mir her. Mach alles nach, was ich mache und vor allem- halte Dich nirgendwo auf, egal, was da rumliegt, sonst ist es aus mit Dir!" „Woher weißt Du das alles?" „Du hast Dich vorhin beschwert, daß ich Dich so oft umkommen ließ. Die letzten Male war es genau an dieser Stelle." „Und haben wir es geschafft?" „Komm jetzt. Du fragst zuviel!"

Ich renne los. Lara folgt mir auf dem Fuße. Unter uns höre ich die Bodenplatten brechen, hinter uns krachen sie in die Tiefe. Da ist die Tür. Rechts herum. Der Gang, der sich vor uns auftut, halbiert sich nach zwanzig Metern auf der linken Seite und fällt nach unten ab. Dumpfes Rumpeln und Grollen erklingt hinter uns. Im Laufen blicke ich mich um. Lara ist keinen Meter hinter mir. Hinter ihr kommen, mit atemberaubender Geschwindigkeit, zwei raumfüllende Steinkugeln gerollt. Ich lege noch einen Zahn zu, blicke nach vorne und konzentriere mich auf den Weg. Da tut sich eine Grube mit Speeren vor uns auf. Eine der Steinkugeln folgt uns noch immer, in dem nun engen Gang. Ich höre es am Geräusch; sie ist schon bedrohlich nahe. In einem weiten Sprung setzte ich über die Grube hinweg, springe gleich weiter, hinab in einen tiefer gelegenen Gang, damit Lara Platz bekommt, rolle mich unten nach links weg und rappel mich wieder auf. „Schnell weiter, Lara! Um Gottes Willen mach schon!" Jetzt hat sie auch erfaßt, was mir da Sorge bereitet. Die Enden dieses Ganges sind mit Speeren besetzt und bewegen sich auf Einander zu. Der einzige Fluchtweg ist die Mitte dieses Ganges, an dessen rechter Seite, in zwei Metern Höhe, ein weiterer Gang einmündet. Davor ist eine Vertiefung, in der eine Packung Munition liegt, wie ich weiß. Ich renne das kurze Stück und erklimme die Kante des Ganges. Teufel, auch; ist das anstrengend. Nur die Angst verleiht mir die nötige Kraft. Ich bin ganz schön aus der Übung. Ich drehe mich um und erstarre. Lara hat die Munition ergriffen und dadurch zu viel Zeit verloren. Sie wirft sie zu mir hoch. Die Speere sind nur noch wenige Zentimeter von ihr entfernt und nähern sich in einem Wahnsinnstempo. „Spring!" rufe, nein brülle ich und halte ihr beide Hände entgegen. Lara macht einen wahren Panthersprung, erfaßt meine Hände und wird von mir in den rettenden Gang gerissen.

Ich falle auf den Rücken. Lara stöhnt schmerzhaft auf und fällt auf mich. Sie rappelt sich wieder hoch und hält sich mit schmerzverterrtem Gesicht die linke Schulter, die sie sich wohl, bei meinem Angriff vorhin, verrenkt hat. Mein Herz rast. Fast will es mir schlecht werden, von der ausgestandenen Angst um Lara. Nicht auszudenken, wenn ich sie verloren hätte. Ich schnauze Lara an: „Wenn ich Dir das nächste Mal sage, Du sollst alles liegen lassen, dann tu es gefälligst auch! Bist Du Dir eigentlich im Klaren, wie knapp das war?" Trotz ihrer Schmerzen grinst sie mich an. „Bin ich", erwidert sie trocken. Sie dreht sich um und zeigt mir ihren Rücken, der aus einer tiefen Schnittwunde blutet. „Danke, Werner. Ohne Dich wäre das schief gegangen." Wieder trifft mich für kurze Zeit ein warmer Blick aus ihren Augen. Ich trete an die Speere heran und betrachte sie. Sie sind rasiermesserscharf. Lara hat inzwischen die Munition aufgehoben. Während sie sie in ihrem Rucksack verstaut schimpft sie leise vor sich hin. „So ein Mist, wieder nur Magnummunition, kein Schrot!" „Laß mal, Lara, die werden wir bestimmt noch gut brauchen können. Tut mir leid, das mit Deiner Schulter. Laß mal sehen!"

Ich helfe Lara aus dem Satinshirt und betrachte ihre Schulter. Sie ist blau unterlaufen, also wohl nur eine Prellung. Sie kann, zum Glück, den Arm bewegen. Die Schnittwunde sieht böse aus. Das muß verbunden werden. „Gib mal das Medipack, Lara" „Kommt nicht in Frage, Werner. Wir haben nur das eine und wer weiß, was uns noch alles zustößt. Wenn es Dich auch erwischt, dann stecken wir in der Klemme!" Was soll das? Was schert sie sich um mich! Sie blutet stark und das kann gefährlich werden. Ich mache mir ernsthaft Sorgen um sie. „Quatsch nicht", sage ich, schiebe sie beiseite und öffne ihren Rucksack, um das Medipack herauszuholen.

Ihre kleine Faust trifft mich punktgenau und nagelt mich an die Wand, an der ich herunterrutsche. Ich bin benommen. „Dann eben nicht!", murmele ich verschnupft. „Sei doch vernünftig, Werner!" sagt sie jetzt mit warmer Stimme. „Du weißt doch genau, daß man ein Medipack nur einmal benutzen kann, dann ist es weg. Ein kleines Pack gibt Dir die halbe Lebenskraft wieder und ein großes Medipack die Ganze. Auch wenn Du tödlich verletzt bist, heilt Dich ein ganzes Medipack so, als wäre nie etwas gewesen. Aber weg ist weg. Laß uns noch warten, vielleicht finden wir ja noch eins. Und so schlimm ist es ja nicht. Ich kann ja noch laufen." Lara reicht mir die Hand um mir hochzuhelfen. Ich schüttel den Kopf. „Lara, Du bist schwer verletzt. Ich muß Dir doch nicht erklären, daß die Wunde nicht von selbst aufhören wird zu bluten. Das wird Dich schwächen und das heißt in unserer Lage: der sichere Tod. Eine Unaufmerksamkeit, ein Fehltritt und es ist aus mit Dir. Komm sei vernünftig. Laß Dir bitte helfen!"

Sie schaut mich erstaunt an. „Du bist schon ein komischer Kerl, Werner. Es ist noch keine fünf Minuten her, da wolltest Du mich umlegen und jetzt willst Du Dein Leben in die Waagschale werfen, um mich zu retten? Oder glaubst Du, daß Du hier ungeschoren herauskommst? Wohl kaum!" Was soll ich ihr darauf antworten. Ihr eingestehen, daß ich sie schon lange liebe? Das hieße doch wohl auch es mir selbst einzugestehen. Und Doris? Meine Gedanken verwirren sich. Ich schaue sie an, wie sie da mit bloßem Oberkörper vor mir steht, die rechte Hand noch immer ausgestreckt, um mir hochzuhelfen. Sie ist eine begehrenswerte Frau. Ein feiner Blutfaden rinnt mir von der Lippe in den Bart. Sie hat einen wirklich harten Schlag, aber ich kann ihr deshalb einfach nicht böse sein. Recht hat sie, mich so schlecht zu behandeln. Jedes ihrer Worte, warum sie mich in diese Situation gebracht hat, stimmt. Ich schäme mich und ich bedaure es jetzt auf das Äußerste, vorhin so hart mit ihr umgesprungen zu sein. Das mit ihrer Schulter mußte nun wirklich nicht sein!

„Verzeih mir!" Meine Stimme bebt. Sie schaut mir tief in die Augen und liest meine Gedanken. Ihr Blick wird wärmer, ja zärtlich, Sie hat mich durchschaut, weiß jetzt, was in meinem Inneren vor sich geht. Und auch ich kann in ihre Seele schauen und sehe da die gleiche Liebe zurückkommen. Lara, liebe Lara. Du hast dich verraten. Du liebst mich auch. All Deine Härte ist nur Maske, auch du willst es dir nicht anmerken lassen. Ich ergreife die, mir dargebotene Hand und sie zieht mich hoch. Ich fühle ihren Busen an meiner Brust entlangstreifen. Wir stehen vor einander und sehen uns in die Augen. Eine Ewigkeit lang. Ein Kribbeln steigt an meinem Rückrad hoch. Lara lächelt mich an und ich kann nicht anders, ich lächle zurück. Dann finden sich unsere Lippen. Ich fühle ihre warme Haut an meinem Oberkörper. Begierde erfaßt mich. Sanft streichle ich ihren nackte Oberkörper. Meine Fingerspitzen liebkosen ihre Lippen, fahren an ihren schönen Hals herunter. Sie rückt ein wenig von mir ab, gibt mir Platz, ihre Brüste zu streicheln.

Ich fühle deutlich die Erregung, die nun auch sie erfaßt. Fühle ihr heftiges Atmen. Mein Herz klopft in schnellen Schlägen. Sie preßt ihre Scham an meinen Schoß. Meine Aufregung zeichnet sich nun auch in meiner Hose ab. Ich drücke sie fest an mich - und fühle ihr Blut, das aus ihrer Wunde über meine Finger läuft. Ein Schrecken durchfährt meine Glieder. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Lara droht zu verbluten. Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt für Liebe. Langsam löse ich mich von Lara, streichle sanft durch ihr Haar. „Komm. Bitte zieh Dich wieder an", sage ich mit leiser Stimme. „Wir müssen leider weiter! Du verlierst zu viel Blut." Lara schaut mir ins Gesicht, sieht wie schwer mir die Enthaltsamkeit fällt. Auch in ihren Augen spiegelt sich der Wunsch hierzubleiben und sich unseren Gefühlen zu ergeben. Aber sie erkennt, genau wie ich, die Notwendigkeit jetzt vernünftig zu sein.

Ich helfe Lara in ihr Shirt und reiche ihr das Medipack. Sie lächelt und schüttelt mit dem Kopf. „Bitte, Werner. Ich brauche es noch nicht. Vertrau mir doch!" Ich bin geschlagen. Was ihre Faust nicht erreichen konnte, ihr Lächeln schafft es. „Gut, Lara. Aber Du läufst jetzt voran, damit ich Dich im Auge behalte, falls Dir etwas zustößt. Und versprich mir, daß Du nicht versuchst, wieder etwas aufzuheben. Die Zeit ist einfach zu knapp, es zu schaffen. Bleibe erst wieder stehen, wenn wir wieder festen Boden unter den Füßen haben und die Gefahr vorbei ist." „Versprochen", lacht sie und besiegelt ihr Wort mit einem sanften Kuß auf meinen Lippen.

Der Weg vor uns ist übel. Und er will nicht enden. Brechende Platten unter unseren Füßen, Messer die aus der Wand herausschlagen. Wir springen darüber hinweg. Den grünen Drachen auf unserem Weg läßt Lara liegen. Wieder kommen speerbesetzte Wände auf uns zu und mit jedem Satz, den wir tun, bricht hinter uns der Boden weg. Wir rennen, so schnell wir können, denn es geht um unser Leben. Der Atem wird mir knapp auf unserem Weg. Die Lungen beginnen zu schmerzen, ich bekomme fürchterliche Seitenstiche. Aber die Gefahr gönnt mir keine Pause. Würde ich auch nur einen Moment verweilen, wäre es aus mit mir. Lara’s kraftvolle Bewegungen, ihr graziler Lauf spornen mich an.

Aber was ist das, Lara ist gestrauchelt, hat sich gerade noch fangen können. Mit Entsetzen sehe ich, daß ihre Bewegungen steifer und schwächer werden. Meine schlimmsten Befürchtungen werden war. Der Blutverlust beginnt sie zu schwächen. „Halt durch, Lara!" keuche ich, „wir haben es bald geschafft!" Sie antwortet nicht, torkelt mehr als sie läuft. Der Gang wird enger und enger. Bedrohlich nahe kommen die scharfen Speerspitzen.

Da endlich kommt der ersehnte Quergang. Lara bleibt stehen, kann nicht weiter. Ich stoße sie in den Quergang hinein, der gut zwei Meter tiefer liegt. Lara fällt hinein, ich setze mit einem weiten Sprung über sie hinweg. Sie ist liegengeblieben, hat das Bewußtsein verloren. Hier gibt es kein Zögern. Die Wände bewegen sich auf uns zu, werden uns zu Brei quetschen, wenn ich nicht augenblicklich handle. Da hinten sind Bruchplatten. Der einzige Ausweg. Ich will Lara auf die Schulter laden, doch ich schaffe es nicht. Bin selbst am Ende meiner Kräfte angelangt. Verzweiflung will von mir Besitz ergreifen. Nur mühsam gewinne ich Gewalt über mich. Ich fasse Lara an den Füßen und zerre sie über den Boden. Immer näher kommen die Wände. Sie sind schneller als ich. Das kann ich nicht mehr schaffen. Wir werden hier erbärmlich umkommen. Mit einem Aufbäumen mobilisiere ich letzte Kraftreserven. Reiße Lara auf die rettenden Platten, die unter uns zusammenbrechen. Wir stürzen in die Tiefe. Ich schlage hart auf. Lara’s Hinterkopf schlägt mir mein Gesicht blutig. Aber wir sind in Sicherheit.

Mein Herz rast, ich ringe um Atem. Mir ist speiübel von der Anstrengung, mein Schädel brummt, aber ich kann mir noch keine Ruhe gönnen. Lara’s Puls ist nur noch ganz schwach zu fühlen, sie stirbt mir weg. Großer Gott, hilf! Mit fliegenden Händen krame ich in dem Rucksack nach dem Medipack, hoffentlich ist es noch nicht zu spät. Ich versorge sie und ... endlich! Sie öffnet die Augen. Atmet tief durch. Sie ist gerettet! Vor meinen Augen tanzen Sterne einen wilden Reigen. Dann falle ich in einen schwarzen, endlosen Abgrund...

Tränen tropfen in mein Gesicht. Sanfte Lippen liebkosen mich. Ich schlage die Augen auf und blicke in Lara’s schönes Antlitz. Sie hat sich über mich gebeugt und streichelt mein Haar. „Ich hätte das nicht tun dürfen, Werner! Du wirst in dieser Welt umkommen!" Ich muß lächeln. „Vielleicht, Lara. Aber nur vielleicht! Und wenn, dann ist es das wert gewesen. Es ist gut, so wie es ist, denn hättest Du mich nicht geholt, wären wir nie zusammen gekommen!" Ich drücke sie an mich. Streichle ihre schönen Körper. Ihre Trauer macht der Erregung Platz. Von der Schwäche von vorhin fühle ich nichts mehr. Nur ein Gefühl erfüllt mich noch. Ich begehre diese Frau, will sie mit jeder Faser meines Körpers.

Wir küssen uns heiß und innig. Wir liebkosen uns. Zärtlich und wild zugleich. Ohne daß ich weiß wie, sind wir nackt, haben uns die Kleider vom Körper gerissen. Lara’s Lippen liebkosen meinen Körper. Ihre Zunge streichelt meine Brustwarzen, gleitet an meinem Bauch hinab bis sie meinen Penis erreicht. Zärtlich ziehen ihre Finger meine Vorhaut herunter, legen die empfindliche Eichel frei. Ihre Lippen, ihre Zunge treiben mich den Gipfel der Lust hinauf, bis ich es kaum noch ertragen kann. Dann hält sie inne.

„Werner, ich habe einen Wunsch an Dich." „Welchen?" frage ich, unheimlich gespannt was nun kommen wird. Welche Gelüste diese schöne Frau in sich trägt. Sie zögert einen Moment, senkt ihren Blick. Doch dann schaut sie mir fest in die Augen. „Ich möchte Dich anpinkeln!" Sie macht einen Moment Pause um mir Zeit zu geben, diesen Gedanken in mich aufzunehmen. Dann fährt sie fort: „Es würde mir eine ungeheure Lust bereiten."

Ich fasse es kaum. Wellen des Glücks durchfließen meinen Körper. Diese schöne, stolze, mir unnahbar erscheinende Frau liebt, genau wie ich, den Wassersport. Ich schließe sie in meine Arme, drücke sie fest an mich und hauche ihr ins Ohr: „Mir auch, liebe Lara, bitte tu es!"

Sie sieht mich erstaunt an. Diese Reaktion von mir überrascht sie. Ich lächle. „Bitte, Lara. Tu es . Es würde mich unheimlich geil machen. Na, komm. Worauf wartest Du? Ich kann es kaum erwarten!" Sie preßt ihre Lippen auf die meinen. Unser Kuß ist lang und leidenschaftlich. Dann steht sie über mir, ihre wohlgeformten Beine gespreizt. Ich blicke auf ihre Scham, die Lara mit den Fingern beider Hände auseinandergespreizt hat. Sehe das Zentrum ihrer Lust rosern schimmern. Die Erwartung erregt mich auf das Äußerste. Ein Zittern läuft durch meinen Körper. Wie gebannt blicke ich auf ihre Schamlippen, die nun leicht zu zucken beginnen.

Lara hat die Augen geschlossen. Sie atmet tief und gleichmäßig. Ihre Bauchdecke hebt und senkt sich im Rhythmus ihrer Atemzüge. Und dann perlen die ersten Tropfen aus ihr heraus, haben noch nicht die Kraft hinabzufallen, rollen ihr an den Schenkeln hinunter. Ich höre sie leise und lustvoll stöhnen. Dann bricht es aus ihr hervor, trifft mich auf meinem Bauch. Warm ist ihr Urin, fast schon heiß. Es fließt wohltuend zwischen meine Beine, streichelt mich, verwöhnt mich in zärtlicher Weise. Sie lenkt ihren Strahl auf meinen Penis und massiert ihn, indem sie ihren Unterleib sachte bewegt. Höher und höher treibt sie meine Lust. Geilheit packt mich mit der ganzen Kraft eines Urgefühls. Ich tauche mein Gesicht in ihre sprudelnde Quelle, fühle wie mir das warme Naß meine Lippen streichelt und über meinem Hals, an meinem Körper herunterfließt. Unstillbar wird mein Verlangen.

Kurz blicke ich an Lara hoch, sehe in ihrem Gesicht, wie sie sich an meiner Erregung berauscht. Sie streichelt und knetet ihre Brüste, deren Warzen hart und fest geworden sind. Meine Zunge leckt ihre Schamlippen, aus denen die letzten Tropfen versiegen, massiert ihren Kitzler, treibt sie in einen tiefen Orgasmus. Dann ist sie über mir setzt sich vorsichtig auf meinen Schoß. Ich dringe in sie ein und sie reitet mich, erst langsam, dann immer härter. Wieder beginnen Sterne vor meinen Augen zu tanzen, aber diesmal ist die Bewußtlosigkeit von einer anderen Art...

Lara hat mir eine ihrer Pistolen gegeben. Sie meint, es wäre besser. Man weiß ja nie, was noch kommt. Die 45er Automatik steckt jetzt in meinem Hosenbund. Sie ist schwer und beruhigend. Die Munition haben wir geteilt. Meine Hosentaschen sind voll davon. Wir gehen weiter; glücklich und optimistisch. Hand in Hand, fast wie ausgelassene Kinder. Ich bin voller Hoffnung. Wir werden das hier gemeinsam durchstehen. Immerhin sind wir schon weiter gekommen, als ich es bislang geschafft habe.

Lara ist vollständig wiederhergestellt. Diese Medipack’s sind wahre Wunderdinger. Von der Schnittverletzung ist nichts mehr zu sehen und ihre Schulter ist auch wieder in Ordnung. Auch ich bin wieder bei Kräften. Wir haben lange geschlafen und ich fühle mich wie neu. Die paar Schrammen in meinem Gesicht stören mich nicht weiter. Unser Weg ist voller Gefahren, doch sie schrecken uns nicht mehr. Lara hat mir eine Vogelspinne von der Schulter geschossen, die sich urplötzlich von der Decke fallen ließ und mich angriff. Mit einem einzigen Schuß. Aus fünfzig Metern Entfernung. Sie trifft noch immer so gut wie früher. Es mag albern klingen, doch ich fühle mich in ihrer Nähe absolut sicher.

Wir suchen den Abstieg in ein tiefes Tal, finden ihn und steigen hinab. Helfen uns gegenseitig, wo es der Einzelne nicht schafft. Das Tal ist dunkel. Fast nichts zu sehen. Unheimlich, urzeitlich. Grünes Moos bedeckt den Boden, dämpft unsere Schritte. Zwei Gerippe geben uns eine deutliche Warnung: Hier lauert Gefahr! Langsam und vorsichtig tasten wir uns, Schritt um Schritt, weiter vor. Gute zehn Meter voneinander getrennt, einer den anderen sichernd.

Da! Dumpfe, laute Geräusche hallen im Sekundentakt durch das Tal. Schnell lauter werdend. Der Boden bebt dazu im Rhythmus. Der Flattervogel Angst greift nach meinem Herzen. Um Himmels Willen! Was ist das? Lara und ich sehen uns an. Sie sagt nur ein Wort: „Zurück!"

Doch es ist zu spät zur Flucht. Da ist es schon. Schemenhaft, im Dunkel erkennbar, wird es schnell deutlicher. Ein T- Rex! Ich bin vor Schreck wie paralysiert. Bleibe stehen wie angewachsen. Bin unfähig auch nur einen Schritt zu tun, wo ich doch rennen möchte. Obwohl seine Schritte langsam wirken, ist er doch viel schneller, als ich es im schnellsten Lauf wäre. Seine Bewegungen wirken elegant. Er hat seinen Kopf weit vorgestreckt, den Rachen weit geöffnet. Seine fürchterlichen, dolchspitzen Reißzähne warten auf Beute. Lara’s Schrecksekunde ist kurz. Sie hat die Pistole gezogen und feuert auf das Ungetüm, mit weiten Sätzen zurückspringend. „WERNER!!" schreit sie mir zu.

Das gibt mir meine Beweglichkeit wieder. Ich reiße die Pistole aus dem Bund und schieße. Ich habe es noch nicht verlernt. Jeder Schuß trifft den Punkt, den ich anvisiere. Doch er kümmert sich nicht um mich. Hat nur ein Ziel. Lara. Er schreitet an mir vorbei, beachtet mich gar nicht. Ich setze ihm nach. Versuche seine Aufmerksamkeit von Lara abzulenken, in dem ich laut zu schreien beginne. NEIIIIN! Jetzt hat er Lara. Zerreißt sie einfach. Ihre Schmerzensschreie sind grauenhaft. Etwas in mir zerspringt. Das darf nicht wahr sein; ich will es einfach nicht glauben. Lara! Meine Seele will zersplittern. Ein nie gekannter Haß steigt in mir hoch.

Jetzt beugt er sich über sie. Will sie verschlingen, bietet mir seine Kloake dar. Ich jage den Rest meines Magazins hinein. Er brüllt auf. „Ja, mein Junge. Das tut weh! Soll es auch!" schreie ich ihn wurentbrannt an. Eilig wechsele ich das Magazin. Er hat sich zu mir umgedreht. Sieht mich mit seinen bösen, kleinen Augen an. „Na, komm schon. Du Scheiss-Saurier! Ich habe noch mehr für Dich!" Mein nächster Schuß, kostet ihn sein Auge. Er wird rasend vor Wut. Im nächsten Moment ist er über mir. Der Schmerz ist fürchterlich. Nicht auszuhalten. So stirbt man also. Ich will mich zusammennehmen, aber es ist unmöglich. Zu groß ist die Pein. Laut hallt mein Todesschrei durch das Tal...

„Werner, um Gottes Willen, was ist mit Dir?" Ich schlug die Augen auf und blickte in Doris’ entsetztes Gesicht. Ein Weinkrampf schüttelte mich. Mein Gott, Lara! Sie war tot. Ein Schluchzen quälte sich durch meine Kehle. „Werner, beruhige dich doch. Du hast nur geträumt!" Doris küßte mir die Tränen aus den Augen.

Nur langsam gewann ich Gewalt über meine aufgepeischten Gefühle. Doris hatte Recht. Es war nur ein Traum, aber von einer Realität, wie ich sie in noch keinem anderen Traum empfand. Sie schloß mich in ihre Arme, beruhigte mich wie ein kleines Kind. „Komm, erzähl mal, was war denn so fürchterlich" Die Angst die mich jetzt packte, war größer, als das, was ich da vorhin durchlebt hatte. Ich schämte mich fürchterlich vor ihr. Was sollte ich ihr jetzt sagen? Das ich im Traum mit einer anderen Frau geschlafen hatte? Ich sie im Traum betrogen hatte und es wunderschön war? Diese Frau mehr geliebt hatte als mein Leben? Ich hatte mit einem Schlag begriffen, daß Liebe nicht unteilbar ist. Wie sollte ich ihr das auf die Schnelle begreiflich machen. Ihr erklären, daß ich sie trotzdem noch immer liebe? Das konnte ich nicht! Ich mußte mir schnell etwas anderes ausdenken! Aber Doris belügen? Das konnte ich genau so wenig. Das hatte ich noch nie gemacht!

„Komm, komm Werner, Du spinnst doch. Es war doch nur ein Traum. Mach doch jetzt keine Affäre daraus!" dachte ich mir. Ich wollte ihr erzählen, jedoch meine Stimme versagte. War es wirklich ein Traum? Ich war fürchterlich durcheinander. Kann man denn so intensiv zwei Frauen lieben? „Doris, ich kann es Dir im Moment nicht erzählen. Bitte warte bis Morgen!" „Schon gut, Werner. Dann schlaf jetzt!"

Doris’ Stimme war warm und einfühlsam. Sie verstand mich und ahnte doch nicht, wie wenig sie diesmal verstand. Ich grübelte weiter. Alles geriet durcheinander, Lara und Doris. Blödsinn, blühender Blödsinn! Ein Traum, nichts weiter als ein Traum! „Ich werde schlafen, das Beste, was ich mit meiner durchgeknallten Phantasie, jetzt machen kann. Morgen früh sieht die Welt schon wieder anders aus." Ich drehte mich auf die Seite und kam auf etwas Hartes zu liegen. Ich griff danach und hielt es in der Hand. Es war Laras Pistole...

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